Sorgenzeit-Warum Ängste in Ihrem Terminkalender Platz finden müssen
Schlechte Laune wird in unserer Gesellschaft mit schlechtem Benehmen gleichgesetzt- und das ist gut so. Positives Denken wird als Allheilmittel angepriesen. Ob Ratgeber-Literatur, Seminare oder selbsternannte Youtube-Gurus, die Botschaft ist oft nur eine: setz die rosa Brille auf und lern brav deine positiven Glaubenssätze, dann wird alles gut und alle deine Wünsche gehen in Erfüllung.

Es gibt Momente, da geht Ihnen all das ziemlich auf den Geist? Unter uns gesagt: das ist auch in Ordnung so! Zweifel sind schließlich meist ein Produkt unseres Verstandes und zeigen, dass unser Gehirn gut denken kann. Darum, wenn Sie wieder in eine derartige Situation kommen, klopfen Sie Sich zunächst einmal anerkennend auf die Schulter: Sie sind ein intelligenter Mensch, der in der Lage ist, selbstständig und analytisch zu denken.
Bitte verstehen Sie mich richtig: ich bin eine absolute Verfechterin des positiven Denkens und eine überzeugte Anwenderin von hilfreichen Sätzen! Wir können und sollen unser Gehirn gezielt dahingehend trainieren, dass es den Fokus auf das Gute richtet. Dann kommt nachweislich auch mehr Gutes in unser Leben (…aber da dieser Artikel ja als Hymne auf Ihre Sorgen und Ängste konzipiert ist, werde ich mich an dieser Stelle nicht länger damit aufhalten, wie dieser heilbringende Mechanismus genau funktioniert).
Sorgen und Ängste können uns manchmal das Leben ziemlich schwer machen. Daher ist es auch gut, wenn wir ihnen nicht zu viel Raum geben. Was wir dabei jedoch immer bedenken sollten: alles hat seine positive Seite -mitunter auch unsere Sorgen und Ängste. Wenn Sie Angst davor haben, im Zoo ins Löwengehege zu steigen, damit Sie mit den putzigen Tierchen ein bisschen kuscheln können, dann ist das zum Beispiel durchaus förderlich für den weiteren Verlauf Ihres Lebens. Ob berufliche Themen, Herzensangelegenheiten, die Kinder, Gesundheit oder anderes- den meisten von uns ist die Situation bekannt, wenn sich eine Sorge in unser Denken einschleicht und uns davon abhält, unseren Tagesaufgaben konzentriert und mit vollem Einsatz nachzugehen. Ob nun eine rosa Brille Teil Ihrer Alltagsgarderobe ist oder nicht- es gibt in jedem Leben Zeiten, da läuft auch mal etwas schief. Was tun also, wenn störende Gedanken sich uns immer wieder aufdrängen?
Ganz einfach: behandeln Sie die Quälgeister so, wie jeder Mensch behandelt werden will (schließlich sind auch Ihre unangenehmen Gefühle ein Teil von Ihnen) -mit Wertschätzung und Respekt. Druck erzeugt Gegendruck. Das bedeutet, wann immer Sie den Modus auf „Kampf und Abwehr“ stellen wird ihr Gegenüber ebenso heftig dafür kämpfen, seine Ziele zu erreichen. Darum begrüßen Sie Ihr störendes Gefühl und vereinbaren Sie einen „Sorgentermin“. Ganz nach dem Motto: „Hallo liebe Angst. Schön, dass du dich meldest und mich auf etwas aufmerksam machen willst. Wir besprechen das gerne in Ruhe heute Abend. Jetzt muss ich mich leider verabschieden, weil ich viel zu tun habe. Bis dann!“
Selbstverständlich gehört es zum guten Ton, dass man Termine auch einhält! Planen Sie daher in herausfordernden Zeiten gezielt und regelmäßig Zeit für Ihre Sorgen ein. Es macht es leichter, diese tagsüber beiseite zu schieben, wenn Sie Ihre Ängste akzeptieren und sich gegebenenfalls diesbezüglich eine kurze Notiz machen, falls dies für eine Entscheidungsfindung bei Ihrem Sorgentermin hilfreich ist.
Idealerweise findet dieses Treffen mit Ihren Sorgen während eines Spaziergangs oder beim Joggen statt. Bewegung unterstützt bekanntlich den Stressabbau und hilft dem Gehirn neue kreative Lösungswege zu finden. Wenn Sie aber zu den überzeugten Bewegungsgegnern gehören oder Ihnen dies aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich ist, auch gut: fahren Sie mit dem Auto an einen ruhigen Platz mit Ausblick über die Stadt, setzen Sie sich ans Donauufer oder auf eine Parkbank-Sie selbst wissen am besten, welcher Ort sich für Sie am besten eignet.
Wichtig ist nur: lassen Sie das Treffen mit Ihren Sorgen nach Möglichkeit nicht bei sich zu Hause, und keinesfalls in Ihrem Schlafzimmer, stattfinden. Weiters gilt: so verlässlich und regelmäßig der Termin mit den unangenehmen Gefühlen auch stattfinden sollte-begrenzen Sie ihn immer! Planen Sie zum Beispiel zwanzig Minuten täglich oder eine bestimmte Wegstrecke auf einem Spaziergang dafür ein.
Beenden Sie den Tag niemals mit einem Sorgentreffen! Widmen Sie Sich danach wieder bewusst positiven Gedanken, setzen Sie Ihren Spaziergang fort, machen Sie Sich selbst Mut und sagen Sie Sich all die aufmunternden liebevollen Dinge, die Sie jetzt brauchen.
Sie haben Ihr Problem bei diesem Sorgentreffen nicht gelöst? Seien Sie guter Dinge: Sie haben bereits ganze Arbeit geleistet, Ihr Gehirn arbeitet im Hintergrund weiter- und es arbeitet besser, wenn es entspannt ist.